Wie uns eine Zeichnung von 1895 auf einer Postkarte aus Leipertitz weiß machen will, gab es eine „ Badeanstalt“ mit Umkleideräumen am Dorfteich (siehe Postkarte unten) Das Gebäude war eher eine gemalte Beschönigung als Realität, denn in den 30 er Jahren war das Holzhaus verschwunden und keiner der heutigen Erlebnisgeneration kann sich daran erinnern.
Wie es auch gewesen sei, es gab keinen schöneren Treffpunkt für die Kinder. Immer wenn es das sommerliche Wetter oder die Mithilfe zu hause es zuließ, traf sich eine große Zahl von Jugendlichen am Teich. Die mutigen der Knaben sprangen vom Zapfen ins tiefe Wasser, die Nichtschwimmer aber gingen vorsichtig von der flachen Seite hinein. Die Buben trugen „ Clothhosen“ (eine schwarze Turnhose mit glattem Oberstoff), die Mädchen eine Kleiderschürze, ihr Badeplatz war der Teich bei den Kellern. Einen Badeanzug kannte man nicht, er war verpönt! Und wenn eine Besucherin einen solchen trug, wurde groß geschaut.
So vergnügten sich auch wieder einmal die Kreuz Agata und ihrer Freundin die Vieh Liese lange im Wasser. Als es nun Zeit war nach hause zu gehen, es mussten ja noch die Schulaufgaben erledigt werden, wollten die beiden ihre Kleider nach dem Verlassen aus dem Wasser greifen, doch Agata`s Gwond war nicht mehr auf ihrem Platz. So eilte sie wieder, mit der Schürze ins Wasser, Liese zog sich rasch an und rannte den langen Weg hinunter heim ins Millegründl und holte Ersatz. Bergauf bis zum Teich dauerte es seine Zeit. Agata musste mit blauen Lippen sehnsüchtig auf Kleidung warten und auch noch den Spott der anderen ertragen. Zu allem Überdruss stellte sich nach dem langen Verweilen im See auch noch ein gehöriger Schnupfen ein. Eins war sicher, auf die Bekleidung wurde von Liese und Agata bei den nächsten Badeaufenthalten besonders aufgepasst.
Nach einer Erzählung von Julie Vieh aus dem Milchgründl
(Haus Nr. 88)