Im Kriegsjahr 1942, waren viele Männer als Soldaten im Krieg und alle Hände wurden beim Einbringen der Ernte gebraucht. Da musste auch so mancher Altbauer, der
längst auf dem Altenteil saß, nochmals kräftig bei der Ernte zupacken. In diesem Jahr brannte in so mancher Nacht in der Irritzlüß und der Kirchenlüß immer wieder ein Strohschober.
Fachgerecht hatten die Bauern die Strohballen aufgerichtet, ein schräges Abschlussdach gebaut, damit der Regen abfließen kann. Diese Strohschober waren kunstvoll aufgerichtet, oft so groß wie ein
Haus. Diese Gebilde waren zur Freude der Kinder ein beliebter Spielplatz, zum Höhlenbauen, zum Burgen verteidigen und zum runterrutschen. Den Bauern missfiel das häufig, denn das Stroh war oft
weit verstreut. Das meiste gedroschene Stroh wurde als Einstreu in den Ställen benötigt. Gersten- und Haferstroh wurde auch zum futtern gebraucht. Die Schartristen waren meist aus dem Stroh des
Weizens und des Korns. Das Stroh der Schober wurde erst dann heimgeholt, wenn in der Scheune wieder Platz war. Großbauern wie Eschler oder Hans hatten große
Dreschmaschinen. Andere Landwirte hatten auch eigene kleinere, gebraucht gekaufte. Die Zahl der kleinen Dreschmaschinen nahm zu, aber
für die vielen im Nebenerwerb Landwirtschaft betreibenden lohnte sich das nicht. Hier wurde gern auf das Angebot vom Schlosser Ipsmüller zurückgegriffen. Er besaß eine Lohndreschmaschine.
Bis man aber an der Reihe zum Dreschen war, wurden wie seit alters her die Garben in einer Reihe zusammengestellt. Immer 10 zusammen und 2 als schräges Dach um die Ähren zu schützen.
Dieses Hinstellen der Erntegarben war ein Relikt aus alter Zeit. Als die Bauern noch Leibeigene waren und der Zehnte an den herrschaftlichen Grundbesitzer abzugeben war, hatte der fürstliche
Eintreiber vor dem heimbringen der Ente bestimmt, welcher von 10 zusammengesetzten Haufen dem Grundherrn abzuliefern war. So wurde von den Mähern versucht das mit ihren Fludern gemähte Getreide
möglichst in gleiche Garben mit den Strohbandeln zu binden.
Trotz wachsamer Beobachtung war im 42er Jahr in einigen Nächten immer wieder das Feld in Richtung Irritz und Treskowitz erhellt, es brannte wieder ein Strohhaufen in Leipertitz. Die Feuerwehr
rückte mit kleiner Mannschaft aus, bewachte das Feuer und ließ es kontrolliert abbrennen. Wie schnell hätte über die Stoppeln und dem restlichen Stroh auf dem Boden weitere Brände entstehen
können. Eine Rettung des Strohs war unmöglich, dem Besitzer war wieder ein beachtlicher Schaden entstanden. Gerüchte, Mutmaßungen und Verdächtigungen gab es einige. Kontrollgänge führten zu
keinem Erfolg, der Feuerteufel schlug immer wieder zu. Der Spuk hörte erst im Herbst auf, als die letzten „Schartristen“ nach Hause geholt waren. So mancher Landwirt ging in dieser Zeit noch oft
am Abend in die Scheune und viele Bäuerinnen hatten tagsüber ein besonders aufmerksames Auge auf dem Hof. Wie leicht hätte auch hier der Zündler zuschlagen können. Entdeckt wurde er nie, alle
Ermittlungen verliefen im Sande, Leipertitz hatte einen Brandstifter, oder kam er doch von außerhalb?
Nach einer Erzählung von Vinzenz Pitzinger (Haus Nr. 82)