Die beschädigte Mariensäule
Der 1. Weltkrieg hatte einen hohen Blutzoll auch unter den Leipertitzern Soldaten gefordert. Groß war der Schmerz der Angehörigen und somit gab man bereitwillig Geld zur Errichtung eines Kriegerdenkmals. Eine Brünner Firma wurde beauftragt das Denkmal zu erstellen. Mit einem Pferdegespann wurde es abgeholt. Nach längerer Beratung in der Gemeinde wurde der Beschluss gefasst, die Mariensäule vor der Schule abzutragen und an deren Stelle das Kriegerdenkmal aufzustellen. Dies geschah 1921 und das Gefallenmonument wurde feierlich eingeweiht. Die Mariensäule sollte ihren Platz neben der Kirche bekommen.
Da am nächsten Sonntag die zu spät gekommenen jungen Burschen wegen „Raummangels“ keinen Platz mehr in der Kirche fanden, benützten sie die neben der Kirche gelagerte Mariensäule zu Kraftübungen.
Einer nach dem anderen probierte die Säule hochzuheben. Keinem gelang es. Nun versuchte es Leopold Spandl, ein Maurer von Beruf, der beim Abbrechen alter Gebäude wegen seiner unheimlichen Kraft weder Heber noch Winde brauchte und von sich selbst sagte, er reiße Bäume mitsamt den Wurzeln aus. Die Dorfjugend nannte ihn deshalb „ den starken Leopold“.(²) Aber auch er gewann die Wette nicht. Als nächster versuchte sich Eduard Nautscher,(³) der auch Bärenkräfte besaß. Er packte zu und hob die Säule in einem Ruck empor, wurde unsicher und verlor den Stand. Die Säule krachte zu Boden und brach entzwei. Sofort sprach sich der Vorfall im ganzen Dorf herum. Der Bürgermeister bestellte die Burschen in die Kanzlei um festzustellen, wer der Täter sei. Nach langem hin und her gab Eduard das Missgeschick zu. Am nächsten Tag kam der Vater des Täters, er war damals 2. Bürgermeister, und die treibende Kraft zur Erstellung des Kriegerdenkmals zum Bürgermeister und fragte ziemlich barsch wer den Schaden angerichtet habe. Lächelnd flüsterte dieser ihm ins Ohr „ Das hat der deinige getan“. Der Vater ließ auf seine Kosten die Säule wieder in Ordnung bringen, sie wurde am Platz neben der Kirche aufgestellt. Die Bruchstelle der reparierten Marienstatue ist heute noch in diesem Zustand zu sehen. Wer als Besucher nach Leipertitz kommt, kennt nun den Grund warum die Mariensäule in der Mitte der schlanken Säule zerbrochen war.
nach einer alten Erzählung von Johann Nautscher, Illingen # 120 Erläuterung: (²)= Spandl Leopold, # 85, 1896-1967 gest. in Göppingen; (³)= Nautscher Eduard, 1901 -
1964 gest. in Östringen, war auf # 269 verheiratet.der 2. Bürgermeister war Nautscher Josef # 373)